Ich war zwei Tage unterwegs mit dem Handelsausschuss der IHK Region Stuttgart zur Exkursion in Wien. Sehr spannend und vielseitig, ein volles Programm mit interessanten Einblicken hinter die Kulissen einiger Geschäfte, aber auch ein Besuch der Wirtschaftskammer Österreichs und ein Ausflug in die Seestadt mit einem moderner Stadtentwicklungskonzept standen auf dem Programm.

TAG 1 – Dienstag, 4. Oktober 2022

Am ersten Tag unserer Exkursion stand die Besichtigung verschiedener Ladengeschäfte in der Innenstadt auf dem Programm. Auf dem Weg zum Treffpunkt am ersten Geschäft, ein kurzer Stopp am Stephansdom 😊.

Edle Kronleuchter und Kristallluster

Um 10 Uhr ging es los im Laden der Glasmanufaktur J. & L. LOBMEYR GmbH im Stammhaus auf der Kärntner Straße 26. Sehr edle Kronleuchter und Kristallluster, aber auch sehr edle Glasware. Staunend mit Blick über an die Decke, an der die vielen unglaublichen Kronleuchter hängen, folgten wir den Erzählungen des Geschäftsführers Andreas Rath. Das Unternehmen wurde 1823 von Josef Lobmeyr gegründet und wurde dann auch bald kaiserlicher und königlicher Hoflieferant. Auch heute immer noch ein Familienbetrieb. Viele der Kronleuchter hängen an sehr renommierten Orten wie z.B. in der Wiener Staatsoper. Auch die Gläser erreichten Berühmtheit: Eine Serie, die schon auf der ersten Weltausstellung in Paris gezeigt wurde, wird auch heute noch gefertigt.

Gesundheit und Naturkosmetik

Der nächste Stopp war im Reformhaus STAUDIGL in der Wollzeile 25. Die Geschäftsführerin Christina Wolff-Staudigl führte uns durch ihr Geschäft. Vor über 40 Jahren hat sich ihre Familie damals schon zur Naturkost bekannt. Ein für damalige Verhältnisse gewagter Schritt vom traditionellen Laden zum Reformhaus und in die Naturkosmetik. Aus heutiger Sicht ein gelungener Schachzug und so war das Geschäft schon sehr früh auf die Bereiche Naturkost und Naturkosmetik spezialisiert. Auch im Reformhaus gibt es einen kleinen Bereich Naturkosmetik und Drogerieware. Zusätzlich gibt es in der Wollzeile 4 noch eine eigene Naturparfumerie, die wir anschließend besichtigten. Beide Ladengeschäfte sind sehr modern und stylisch eingerichtet. Es wird viel Wert auf Beratung und Service gelegt. Alle zwei Wochen gibt Frau Wolff-Staudigl auch Tipps in einer Fernsehsendung des ORFs. Besonderheiten in der Naturparfumerie: Sehr schickes Ambiente, der Salon ist nach Feng Shui eingerichtet, es gibt eine extra Männer-Ecke und ein Frauenzimmer. Gerade das Frauenzimmer ist zum einen für Kosmetik, aber auch für Beratungen sehr intimer Probleme, die man nicht so gerne in der Öffentlichkeit bespricht.

Großes Küchenfachgeschäft: Cuisinarum

Weiter ging es mit einem Besuch im Cuisinarum in der Singerstraße 14. Geschäftsführer Martin Blümner gab uns einen Einblick in sein Geschäft. Ein sehr großzügiges Küchenfachgeschäft mit zwei Bereichen: Links alles rund um die Vorbereitung und Zubereitung (Töpfe, Mixer, Messer, und vieles mehr – auch ein großer Bereich für Backzubehör). Rechts im Laden alles für den Tisch und die Deko, von Geschirr über Gläser usw.

Nach einer kurzen Mittagspause ging es weiter:

Zur Schwäbischen Jungfrau

Mit den Schwaben zur schwäbischen Jungfrau 😊 am Graben 26. Hier dreht sich alles um sehr edle Tisch- und Bettwäsche. Gegründet wurde das Geschäft 1720 von einem Leinwandhändler aus Schwaben. Dieser Herr hatte drei Töchter, so entstand der Name „Zur Schwäbischen Jungfrau“. Auch dieses Geschäft wurde ein k.u.k. Hoflieferant und fertigte Servietten für Kaiser Franz Joseph und auch Spitzenbettwäsche für Kaiserin Elisabeth. Heute wird der Familienbetrieb von Johanna Vanicek und ihrem Sohn Theodor geführt.  Einen unglaublich faszinierende Frau, die seit 40 Jahren schon das Geschäft leitet und mit großer Herzlichkeit aus dem Leben und über besondere Begegnungen plaudert.

Ausklang mit spektakulärer Aussicht

Gemütlicher Ausklang am Abend beim gemeinsamen Essen in einem Stadtheurigen. Dann ging es noch in die Skybox am Dach des Kaufhauses Steffl mit einem spektakulären Blick auf den Stephansdom. Neben interessanter Cocktails und Co gab es zum Knappern statt der typischen Erdnüsse geröstete Maiskörner – sehr interessant!

TAG 2 – Mittwoch, 5. Oktober 2022

Wirtschaftskammer Österreich

Um 10 Uhr hatten wir einen Termin im Haus der Wirtschaft bei der Wirtschaftskammer Österreich. Die Adresse sehr passend: Straße der Wiener Wirtschaft 1. Wir wurden sehr freundlich empfangen und die Zeit verging wie im Fluge. Spannende Einblicke in Themen rund um den Handel: Vorstellung der verschiedenen Förderprogramme für den Bereich Handel, auch hier wie in Deutschland einige Fördermaßnahmen zum Thema Digitalisierung. Ein wenig Neid kam auf, denn für die Stadt Wien gibt es doch ein bisschen mehr Fördergelder als in Stuttgart.

Noch ein wichtiges Thema war die Stadtentwicklung. Es gibt eine ziemlich große Nachfrage nach Räumen für Gastronomie, aber auch für den Handel, aber nur sehr begrenztes Angebot. Problematisch, die oft großen Räumlichkeiten während viele Läden auf der Suche nach kleineren Lokationen sind. Auch das Projekt Smart City klang sehr vielversprechend. Viel über die Politik und Wirtschaft in Wien gehört, sehr spannend!

Ausflug in die Seestadt

Weiter ging unsere Exkursion in die Seestadt Aspern. Eine längere Fahrt mit der Bahn und man landet auf der anderen Donauseite – Ausstieg U-Bahn-Haltestelle Seestadt. Gefühlt nicht mehr in Wien, aber es gehört doch dazu. Die Seestadt liegt im 22. Bezirk von Wien.

Das gesamte Gebiet wird seit einigen Jahren neu entwickelt. Urbanes Leben, Soziales, Diversity, Smart City, all dies findet sich hier in der Seestadt. Ziel diese großen (laut Wikipedia sogar das größte Stadtentwicklungsprojekt Europas) ist bis 2030 insgesamt Wohnraum für 25.000 Menschen und 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen. Ein ambitioniertes Ziel, aber selbst wenn es nicht ganz erreicht wird, entsteht hier schon Großartiges. Viele Möglichkeiten fürs Zusammentreffen verschiedener Menschen, soziale Wohnungen nicht ausgegrenzt irgendwo am Rand sondern mittendrin und äußerlich kaum von den anderen Häusern zu unterscheiden. Hier wird Inklusion gelebt. Es soll auch noch ein Platz der Religionen entstehen, an dem die verschiedenen Gotteshäuser nebeneinander entstehen. Auch verkehrstechnisch wurde bereits viel umgesetzt. Die Straßen sind so angelegt, dass Autofahren für kurze Strecken unattraktiv ist, aber viel Platz für Fahrradfahrer/innen und auch für Fußgänger/innen. Immer wieder entdeckt man kleine Ecken urbanes Leben. Wer durch die Seestadt schlendert, entdeckt an den Straßenschildern ungewöhnlich viele Frauennamen. Das ist ein Kontrast zum klassischen Wien, denn dort sind über 90% der Straßennamen männlich. Idee ist, solange Straßennamen mit Frauennamen zu versehen, bis es irgendwann mal 50-50 ist. Und einen tollen See mit sehr klarem Wasser und vielen Fischen gibt es auch. Die großen Burgerketten und Co sucht man hier vergebens, aber dafür hatten wir ein sehr köstliches Mittagessen in einem tollen israelischen Restaurant.

Zwei sehr spannende, abwechslungsreiche Tage und tolle Einblicke in den Handel und das Stadtgeschehen in Wien! Danke an die fantastische Vorbereitung der Exkursion und die Begleitung durch die IHK! Ich freue mich schon auf die nächste Exkursion mit Euch!

Herzliche Grüße zurück aus Wien

Petra